Why is your writing so violent – Warum kommt in Ihren Büchern so viel Gewalt vor

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In einer Diskussionsrunde des The New Yorker äußert sich die preisgekrönte Schriftstellerin und emeritierte Literatur Professorin der Princeton University, New Jersey, Joyce Carol Oates zu einem Besuch in Deutschland.
In a discussion with The New Yorker the prize-winning writer and Professor Emeritus of Literature, Princeton University in New Jersey, Joyce Carol Oates speaks about a visit in Germany.
Was genau passierte – What exactly happened
Deborah Treisman ist seit 2003 Fiction Editor (Lektorin) des Magazins The New Yorker und zuständig für die dort wöchentlich erscheinende Short Story.
Anlässlich des 2011 stattfindenden The New Yorker Festivals hatte Treisman drei der erfolgreichsten US-Amerikanischen Fiction Schriftsteller zu „Discussion of the Dark Side“ eingeladen: T.C. Boyle, George Saunders und Joyce Carol Oates.
Alle drei arbeiteten zum Zeitpunkt der Diskussion nicht nur als Schriftsteller, sondern sie hatten auch Lehraufträge im Fach Literatur, bzw. Creative Writing, an unterschiedlichen Universitäten in den USA, was im Zusammenhang mit Joyce Carol Oates‘ Äußerung von nicht unerheblicher Bedeutung ist.
Die Drei gehören unumstritten zur intellektuellen liberalen Elite des Landes.
Joyce Carol Oates
Von Treisman wird Oates als Autorin von 20 Short Story Sammlungen, 36 Romanen, ihrer Memoiren (inzwischen gibt es zwei), unzähliger Essays u.a. vorgestellt. Oates zählt zu den Preisträgern des National Book Awards und war drei Mal Finalistin für den Pulitzer Prize.
Sie selbst beschreibt sich als Social Realist, Psychological Realist und Feminist. Sie stellt sich oft in Interviews Fragen von Fachjournalisten und Journalistinnen oder nimmt, inzwischen emeritiert, Einladungen hochrangiger Universitäten an, um über ihr Schreiben zu sprechen. Hört man ihr zu wird schnell klar, dass sie sich immer wieder für gesellschaftlich Benachteiligte und generell für ‚Opfer‘ von Systemen einsetzt.
Einzelheiten ihrer Arbeitstechniken beschreibt sie sowohl stark abstrahierend, als auch in anschaulichen konkreten Details und oft mittels Analogien.
Sowohl der Umfang ihres Werkes, als auch die Tiefe einzelner ist beeindruckend.
Oates gibt auch regelmäßig und großzügig Einblicke in ihr privates Leben.
In Minute 28 – In Minute 28
Um nicht dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, das kontroverse Zitat aus dem Zusammenhang gerissen zu haben, ist die komplette Diskussion unten verlinked.
Bemerkenswert ist, dass J.C. Oates von der Moderatorin Deborah Treisman an anderer Stelle auf eine übersimplifizierte Bewertung eines Sachverhaltes aufmerksam gemacht wird, in Minute 28 u.f. jedoch nicht.
Auch T.C. Boyle und George Saunders, letzterer steht für Philanthropie und Empathie als zentrale Themen in allen seinen Büchern, haben nichts einzuwenden oder etwas hinzuzufügen. Das ist ebenfalls bemerkenswert.
Treisman fragt Oates nach deren Essay „Why is your Writing so violent?“
Als Treisman nach dem Essay fragt, zielt sie damit auf eine frühere Aussage Oates‘, dass männlichen Schriftstellern diese Frage wohl nicht gestellt werden würde.
J.C. Oates nimmt darauf allerdings nicht Bezug, sondern erzählt von einer Reise (Anmerkung: Lesereise) durch Europa, auf der sie in Deutschland auch vor einem deutschen Publikum, – ihren Lesern, liest.
Ihre Reaktion auf die Frage einer ihrer Leserinnen oder eines Lesers beschreibt sie wie folgt:
„… I was asked that question ‚why is your writing so violent?‘ in (Anmerkung: mt Verachtung in der Stimme) Germany
(Anmerkung: und Gelächter in der Runde). I was travelling around in Europe, you know, where the very earth is soaked
with blood, and these people got the audacity (Anmerkung: Übersetzungsmöglichkeiten wären Dreistigkeit,
Verwegenheit, Kühnheit, Mut, Frechheit oder Unverfrorenheit) to say, y’know put the microphone on, ‚why is your
writing so violent?’…“
Unverständnis
Wie kann eine Schriftstellerin dieser Klasse eine solche unsachliche Bemerkung machen?
Wie kann sie die Dinge derartig vermischen und übersimplifizieren? Es ist zu befürchten, dass das nicht auf ihr fortgeschrittenes Alter zurückzuführen ist.
Mit einer solchen fehlurteilenden Nachlässigkeit, – es ist ihr wohl hoffentlich eher Oberflächlich- statt Boshaftigkeit zu unterstellen (wirklich?), zieht sie jahrelang durch ganz USA und hält stundenlange Vorträge vor Studenten und Professoren. Vor Politikern und Kollegen. Alles vorwiegend Liberale. Das ist verantwortungslos.
Ganz zu schweigen von einer damit verbundenen Hypokrisie und Doppel-Moral.
Wie gern würde ich von Nachkriegs-Deutschland und mindestens einer schwerst traumatisierten Generation berichten, der in unzähligen Fällen die psychische Stabilität gefehlt hat, um grundlegende Funktionen ihrer Familien aufrecht zu erhalten.
Und diese Traumata wirken bis in die heutige Zeit. Das Letzte, was Deutschland braucht, ist eine Desavouierung wie die von Joyce Carol Oates.
Wenn schon Social und Psychological Realism, dann doch bitte für alle.