Destruktive Beziehungen zu pathologischen Narzissten 10 – ACHTUNG: Wenn Sprache zur Waffe wird Teil II

Allen emotionalen Missbrauchs Anfang: narzisstische Kommunikationsstrategien

Einführung

Ich komme gerade von der komplizierten Revision einer Wurzelbehandlung und finde: Das passt ganz gut zum Thema. Und genau wie ich müssen Sie jetzt bitte ganz stark sein. Denn alles, was ich in dieser Serie (es wird wohl eine werden) an Abhandlungen über verdeckte, narzisstische  Kommunikationsstrategien auf den Punkt zu bringen versuche, ist nichts anderes, als die Auflistung gerissener Kriegsstrategien. Für einen pathologischen  Narzissten/ Psychopathen sind Interaktionen mit anderen sorgfältig geplante Schlachten, die sie gewinnen müssen, um die Oberhand zu behalten. Ausschließlich das ist ihr Inhalt, denn er generiert die Ausschüttung wertvollen Dopamins, unseres Belohnungshormons. Damit verbringen sie den größten Teil ihrer Zeit. Zu mehr, im Sinne eines erfüllten, glücklichen Lebens und Freude an der Vielfalt unzähliger emotionaler Facetten des Daseins, kommt es nicht. Die Erklärung dafür habe ich in meinen vorhergehenden Texten bereits geliefert. Sie basiert auf fehlender neuronaler Verknüpfungen im Gehirn pathologischer Narzissten/ Anti- Sozialer Persönlichkeiten (Psychopathen). In dem Bereich normal entwickelter Gehirne, in dem sich bei uns Empathie und Glücksgefühle entwickeln, sich massenhaft Neurotransmitter konzentriert tummeln und vor Freude nicht wissen, wohin, an dieser Stelle tummelt sich bei pathologischen Narzissten: Nichts  (Förstl, 2002). Es ist der Bereich des Präfrontalen Cortex. Hirnscans zeigen dort keine oder nur sehr wenig Aktivität, wenn es um Mitgefühl für andere geht.

Unter anderem deshalb, haben sie eine vollkommen andere Interpretation von erfolgreicher Lebensgestaltung als emotional gesund entwickelte Menschen. Ihre Ziele weichen klar von dem ab, was wir normal Fühlende in unseren Leben erreichen möchten und was uns erfüllt. Ich selbst kann mir beispielsweise im Moment nichts Aufregenderes und Erfüllenderes vorstellen, als mit meinen Texten anderen Menschen zu helfen, wichtige Zusammenhänge zu verstehen, von denen sie vorher noch nie etwas gehört hatten, die aber ihre Biographien langfristig entscheidend (negativ) beeinflussen, sie in ihrer eigentlichen Bestimmung massiv blockieren und deshalb verhindern, dass das gesamte Spektrum ihrer Persönlichkeit aufblühen kann. Das Thema ist also von enormer individueller und in der Folge auch gesellschaftlicher Relevanz.

Narzissten erreichen mit ihrem Bewusstsein das feine Abstraktions-Niveau differenzierter Stimmungen nicht. Es ist ihnen nicht möglich, Atmosphären zu fühlen. Deshalb hängen sie so sehr an Materiellem. Das ist alles, was zu erreichen sie imstande sind. Geld und Macht über andere zu haben, stellt sozusagen die Manifestation ihrer Leistungen dar. Auf emotionaler Ebene etwas zu bewegen, kann ihnen nicht gelingen. Diese Kategorie existiert für sie nicht, – im Gegenteil, sie wird von ihnen belächelt. Emotionen sind etwas für Schwächlinge. Es sei denn: Sie werden für ihr soziales Engagement öffentlich geehrt und ausgezeichnet, – Auszeichnungen für (geschauspielte) Empathie lassen ihr Ego raketenartig expandieren. Man darf sich durch derartige Zuschaustellung angeblich mitfühlenden Verhaltens nicht täuschen lassen. Pathologischen Narzissten fehlt das menschliche Moment.

‚Man kann nicht nicht kommunizieren‘ (Paul Watzlawick)

Kommunikative Unterlassungen oder die Zurückhaltung von Information

Ich kann mir keinen anderen Zusammenhang vorstellen, in dem dieser Satz von größerer Bedeutung wäre, als innerhalb des gerissenen, manipulativen Strategiespiels verdeckter maligner Narzissten. Hier noch einmal: Sie müssen die Oberhand behalten und dazu ist ihnen jedes Mittel Recht. Das Nicht- Erwähnen, das Nicht- Loben, fehlendes Aufklären, das Nicht- Aussprechen des Offensichtlichen, manchmal in Kombination mit entsprechend abwertenden Gesten oder einer herabwürdigenden Mimik, ist eine der hinterhältigsten kommunikativen Spezialitäten dieser gefährlichen Persönlichkeiten. Kurz zur Erinnerung: damit allein lassen sie erste Zweifel im Erleben des emotional normal Entwickelten, die erste Mini-Skepsis an seiner eigenen Realität, entstehen (das ‚Zwei- Realitäten- Model‘). Diese Vorgehensweise ist klar manipulativ. Sie stellt das Gegenteil einer natürlichen, offenen und authentischen Kommunikation dar, ist aber schwer nachzuweisen und muss deshalb als ‚verdeckt narzisstisch‘ bezeichnet werden. Narzisstisch deshalb, weil die geschädigte Person durch fehlende Informationen in ihrer Entwicklung, in ihrem Wachsen, sabotiert wird und der pathologische Narzisst deshalb die Führung behält.

Ein Beispiel von vielen aus dem Kontext dysfunktionaler Ursprungs- Familien:

Das sehr hübsche und intelligente Mädchen, das sich zu einer schönen jungen Frau entwickelt, wächst mit einer narzisstisch gestörten Mutter und einem co- dependeten Vater (Komplementär- Narzisst) auf. Die Mutter hat gegenüber ihrer eigenen Tochter eine Neid- und Konkurrenzproblematik entwickelt und der Vater wird von der Mutter in seinem Verhalten stark reglementiert, – d.h. er darf seiner Tochter nicht zur Seite stehen, ohne Gefahr zu laufen, von der narzisstisch gekränkten Mutter bestraft zu werden, beispielsweise durch Nichtbeachtung (silent- treatment). Die junge Frau ahnt von diesen Mechanismen, die im Hintergrund stattfinden und für ihr späteres Leben eine entscheidende Rolle spielen werden, nichts. Sie geht natürlich von emotionaler Bindung und Authentizität aus, – es handelt sich schließlich um Bezugspersonen ersten Ranges: Um ihre Eltern (Care-Taker).

Selbstverständlich funktioniert das Beispiel auch im umgekehrten Fall: Ein Sohn im kritischen Verhältnis zu seinem Vater.

Im späteren Erwachsenenleben bekommt sie aufgrund ihrer Talente und ihrer Attraktivität viele Komplimente. Sie ist daraufhin irritiert und verunsichert. Den Komplimenten schenkt sie keine Bedeutung, bzw. misstraut ihnen sogar zutiefst. Sie hat große Schwierigkeiten, ihre eigenen Qualitäten einzuordnen, da es ihr über den langen Zeitraum ihres Aufwachsens an positiver Verstärkung (Mirroring) gefehlt hat. Ihre Eltern hatten nie Bezug auf ihre Talente und ihr Äußeres genommen. Sämtliche positive Eigenschaften des Mädchens fanden keine Erwähnung. Da sie keine Vergleichsmöglichkeiten hatte und die Authentizität ihrer Eltern nicht anzweifelte, rebellierte sie nicht. Die geschwächte Person reagiert  daraufhin als junge Frau und als Erwachsene jedes Mal verstört, wenn ihre neuen Bezugspersonen Bezug auf ihre Leistungen nehmen. Die nachhaltig verunsicherte Frau erreicht in ihrem Leben den Status einer stabilen und erfolgreichen Persönlichkeit nicht, – aus Mangel an solider Selbstgewissheit.

Fazit:

Verbale Unterlassungen und fehlende Spiegelungen im Erziehungs- Zusammenhang führen in der Konsequenz dazu, dass sich der junge Mensch selbst nicht kennenlernt und sich daraufhin nach außen auch nicht stark genug abgrenzen kann. Die Ergebnisse einer manipulativen elterlichen Kommunikation wirken sich demnach nachhaltig negativ auf das private Leben und die Karriere der betroffenen Person aus.

In Teil III werde ich auf die Pseudo- Logik innerhalb narzisstischer  Argumentationen und die gezielte Verdrehung des Gesagten eingehen; zwei typische Methoden. Sie passieren hauptsächlich in Paar- Beziehungen mit pathologischen Narzissten, aber auch in allen anderen Situationen, in denen Menschen übervorteilt werden sollen.

Hans Förstl (Hrsg.): Frontalhirn – Funktionen und Erkrankungen. Verlag Springer, Berlin, 2002. S. 32.

https://books.google.de/books?id=0YEFBgAAQBAJ&pg=PA31&lpg=PA31&dq=wenig+Aktivit%C3%A4t+im+pr%C3%A4frontalen+Cortex+F%C3%B6rstl&source=bl&ots=fISN7z4wbP&sig=ivWiOqWdutdYgRpXtezcNQZAYYo&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj5392Ch-bYAhUQ3KQKHTujBGQQ6AEIOzAD#v=onepage&q=wenig%20Aktivit%C3%A4t%20im%20pr%C3%A4frontalen%20Cortex%20F%C3%B6rstl&f=false

2002

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